Projekt in Vorbereitung

»Integration durch Dialog«

Projektziel

Arbeitsmarktintegration von Drittstaatsangehörigen

Das Projekt zielt darauf ab, die Integration von Drittstaatsangehörigen in ausgewählten Regionen zu fördern.

Zielgruppe sind ortansässige Unternehmen und ihr Umfeld sowie Migrantinnen und Migranten mit Zugang zum Arbeitsmarkt. Innerhalb dieser Zielgruppe werden weibliche Drittstaatsangehörige als Personen mit Schlüsselfunktion im Integrationsprozess besonders gefördert. 

Im Vordergrund steht die Durchführung von Dialogformaten, um in der Zielgruppe ein Verständnis füreinander und die Kommunikation miteinander zu fördern, was in Folge zur Verbesserung der Einstellungsindikatoren führen soll.

In indirekter Folge soll (1) die Integration von Drittstaatangehörigen gefördert und (2) dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Vermehrte Berührungspunkte zwischen migrantischer und nicht-migrantischer Bevölkerung tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen, was gesellschaftliche und berufliche Integration von Drittstaatsangehörigen sowie insgesamt die Chancengleichheit und den Austausch zwischen Drittstaatsangehörigen und der Aufnahmegesellschaft begünstigt. In Folge von erfolgreicher beruflicher Integration profitieren lokale Unternehmen zusätzlich durch verstärkte Arbeitskraft.

Dieses Vorhaben wird vom ifo Institut anhand einer randomisierten Studie wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Evaluationsstudie, die Teil eines Promotionsprojekts ist, soll evidenzbasierte Erkenntnisse über die Wirkung des Projektes liefern.

Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist für die Durchführung der Dialogformate unerlässlich, besonders um die Auswahl der Beteiligten zu erleichtern. Der Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit:

  • regionalen Arbeitsagenturen und IHKs
  • Unternehmen sowie Gewerkschaften
  • Migranten- und Diasporaorganisationen
  • lokalen Initiativen der Zivilgesellschaft als auch Frauennetzwerken.

Hintergrund des Projektes

Arbeitslosigkeit und negativer Stimmungsindex

Die Integration von Drittstaatsangehörigen in Deutschland ist maßgeblich von zwei Faktoren abhängig, wie eine aktuelle Studie des ifo Instituts darlegt:

        die Höhe der lokalen Arbeitslosenquote und
        die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Zuwanderern.

Das ifo Zentrum für Migration und Entwicklungsökonomik gelangt in der Studie von Aksoy, Poutvaara und Schikora (2023) mit dem Titel „First time around: Local conditions and multi-dimensional integration of refugees“ zu dem Ergebnis, dass die Einstellung gegenüber Zuwanderern einen ähnlich starken Einfluss auf die Integrationsergebnisse von Migrantinnen und Migranten ausübt wie die lokale Arbeitslosenquote.

Interkulturelle Dialoge

Ein geeigneter Ansatz für ein besseres Verständnis können interkulturelle Dialogformate darstellen, die relevante lokale Stakeholder, Migrantenorganisationen, die Aufnahmegesellschaft und Behörden einbeziehen.

Über entsprechende Erfahrungen in diesem Bereich verfügt das finnische Innenministerium, welches zusammen mit der Timeout-Foundation und anderen Organisationen eine Reihe von Dialogformaten mit finnischen BürgerInnen und MigrantInnen im Jahr 2022 durchführte.

Die anschließende Analyse der Einwanderungsdialoge zeigt, dass ein Dialog, der Vertrauen und Integration fördert, dazu beitragen kann, ein umfassenderes Verständnis für die Erfahrungen im Zusammenhang mit Einwanderung zu entwickeln und die wirtschaftliche Integration von Drittstaatsangehörigen zu verbessern.

Projekt-Maßnahmen

Projektmaßnahme 1 - Dialogforen

Mit lokalen Akteuren werden Dialogformate zwischen Mitarbeitenden lokaler Unternehmen und MigrantInnen initiiert und durchgeführt.

In der Durchführung der Dialogformate liegt ein besonderer Fokus auf der Geschlechtergerechtigkeit. Es ist weithin anerkannt, dass Frauen eine zentrale Rolle in der erfolgreichen Integration ihrer gesamten Familie spielen. Zugleich haben Frauen in beruflicher Hinsicht im Vergleich zu Männern zusätzlich zu ihrem Migrationshintergrund mit geschlechterspezifischer Diskriminierung zu kämpfen.

Struktur der Dialogformate

  • Die Dialogformate folgen der Methodik der Timeout-Foundation, die bereits 2022 im Auftrag des finnischen Innenministerium landesweit Dialogformate mit finnischen BürgerInnen und MigrantInnen durchführte.
  • Dialog wird als Mittel eingesetzt, um auf konstruktive und gleichberechtigte Art und Weise ein Gespräch auch über emotions- und konfliktbehaftete Themen zu führen.
  • Statt die Diskussion zu suchen, sprechen Teilnehmende von eigenen Erfahrungen und ihrer Sichtweise. Es geht darum, Anderen zuzuhören und deren Position zu akzeptieren und zu respektieren.
  • Teilnehmende müssen am Ende der Dialoggespräche nicht die gleichen Ansichten teilen. Es müssen auch keine Entscheidungen getroffen werden. Dennoch entwickelt sich so ein besseres Verständnis für den Anderen und untereinander.
  • Die Dialogveranstaltungen werden von erfahrenen Dialog-BegleiterInnen mit jeweils bis zu 40 Teilnehmenden, unterteilt in zwei Gruppen à 20, durchgeführt.

 TeilnehmerInnen-Gruppen

  • MitarbeiterInnen lokaler Unternehmen ohne Migrationshintergrund
  • MigrantInnen mit unterschiedlichen Aufenthaltsstatus, die sich rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland aufhalten und die unterschiedlicher Herkunft sind (ausreichende Deutschkenntnisse nötig)
  • Speziell auch Teilnehmerinnen mit und ohne Migrationshintergrund, um reine Frauendialoge durchführen zu können.

Projektmaßnahme 2 - Forschung und begleitende Wirkungsevaluierung

Das ifo Zentrum für Migration und Entwicklungsökonomik führt eine rigorose Wirkungsevaluation des Projekts durch, um evidenzbasierte Erkenntnisse über die Wirkungen des Projektes zu gewinnen.

Befragungen des ifo Instituts

– Datenerhebung vor den Dialogen

  • Durchführung von Umfragen vor Beginn der Dialoge, um Ausgangsdaten zu sammeln
  • Interviews mit ausgewählten TeilnehmerInnen, um qualitative Eindrücke zu gewinnen

– Datenerhebung direkt nach den Dialogen

  • Post-Dialog-Umfragen zur Erfassung direkter Veränderungen in Einstellungen, Wissen oder Verhalten.
  • Erhebung von Feedback über die Qualität der Dialoge, Relevanz der Themen und Verbesserungsvorschläge

– Langzeitbeobachtung (nach einem Jahr)

  • Follow-up-Umfragen ein Jahr nach den Dialogen, um langfristige Effekte zu messen (Veränderungen am Arbeitsplatz, neue Einstellungsverfahren, Integrationserfolge von MigrantInnen)
  • Vergleich der Ergebnisse mit den Ausgangsdaten zur Identifikation von Entwicklungen und Trends.

Projekt Factsheet „Integration durch Dialog“

zum Download

Integration durch Dialog

Dialogformate zur Integration und wirtschaftlichen Teilhabe von Drittstaatsangehörigen in der Aufnahmegesellschaft
– ein forschungsbasierter Ansatz –

Wissenschaftlicher Partner

ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V., das die Rechtsform eines eingetragenen Vereins hat und als gemeinnützig anerkannt ist, ist eines der führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute. Es bildet eine Brücke zwischen akademischer Forschung und öffentlichem Diskurs. Der Fokus der Arbeit liegt auf angewandter Wirtschaftsforschung mit klaren politischen Implikationen und dem Ziel, mehr Stabilität, Wohlstand und Zusammenhalt in Europa und in der Welt zu erreichen. Durch seine fünf Handlungsfelder – Forschung, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Politikberatung, Teilnahme an öffentlichen Debatten sowie Information und Service – trägt das ifo Institut zur Erhaltung und Steigerung von wirtschaftlichem Wohlstand und sozialer Teilhabe unter der Berücksichtigung von sich ständig ändernder Rahmenbedingungen bei. Das hohe wissenschaftliche Niveau spiegelt sich in der großen Anzahl referierter Veröffentlichungen in international führenden Fachzeitschriften wider.

Das ifo Institut ist in elf Forschungsbereiche gegliedert und beschäftigt gegenwärtig ca. 200 Personen. Zudem verfügt das ifo Institut über ein weites Netzwerk von Forschungsprofessor*innen im In- und Ausland. Gemäß dem Ziel, eine Brücke zwischen akademischer Forschung und praktischer Politik zu bilden, konzentriert sich das ifo Institut auf eine angewandte und politikorientierte Wirtschaftsforschung. Die Forschung strebt dabei höchste wissenschaftliche Standards an mit dem Ziel, Beiträge zur Politikberatung sowie zur politischen Debatte zu leisten.

Projektpartner Dialoge

Die Timeout-Foundation ist eine gemeinnützige, unabhängige und nicht politische Organisation aus Finnland mit dem Ziel der „Förderung des öffentlichen Vertrauens, des bürgerlichen Engagements, der Demokratie und der Resilienz in Finnland”.

Gegründet wurde die Timeout-Foundation gemeinsam von in Finnland bedeutenden staatlichen und privaten Stiftungen und dem finnischen Innovationsfond Sitra. „Wir sind besorgt über die Polarisierung der Gesellschaft und die zunehmenden Spannungen innerhalb der Gesellschaft. Die Fähigkeit und der Wille zu einer konstruktiven Diskussion werden immer wichtiger, damit wir uns trotz unserer unterschiedlichen Hintergründe verstehen können“, sagt Antti Arjava, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der Timeout-Stiftung.